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Camburg - Dornburg - Jena 

Wer das mittlere Saaletal gesehen hat, sei es aus dem Zugfenster, aus dem Auto, als Radfahrer oder Wanderer, wird von der Landschaft begeistert sein. Bewaldete Hügel beiderseits des Flusses, bunte Felder, Weinberge und Obstbäume an den Hängen, uralte Dörfer und kleine Städte im Tal, diese Bilder laden zum Verweilen ein.

Weinberge bei Kunitz von Norden
Blick von Heinecks Hügel auf Kunitz und das nördliche Stadtgebiet Jenas

Das mittlere Saaletal - eine geschichtsträchtige Region

Für mich als Hobbyhistoriker hat diese Gegend noch einen weiteren Reiz: Die Geschichte unserer Region ist wirklich spannend. Im frühen Mittelalter bildete die Saale die Grenze zwischen slawischem Siedlungsgebiet im Osten und dem expandierenden fränkischen, später deutschen Reich westlich des Flusses. Während Jena als Ort Jani schon im 9. Jahrhundert belegt ist, stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen hiesiger Dörfer aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Auch der Weinbau, von Mönchen aus südlicheren Gefilden hierhergebracht, begann sich in dieser Zeit zu entwickeln. So wird ein "Weingarten unter Kunitz und [Burg] Gleisberg gelegen" in einer Urkunde von 1249 erstmals genannt. Der Sächsische Bruderkrieg (1445-1552) wie auch der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachten großes Leid für die hiesige Bevölkerung, einige Dörfer wurden vollständig zerstört. Luthers Bestrebungen zur Erneuerung von Kirche und Religion fanden hier breite Unterstützung, und mit der Gründung der Universität 1548/58 wurde Jena zu einem Zentrum der Reformation. Zahlreiche Landesteilungen prägten die Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert. Zwischen den Amtsbezirken Camburg und Dornburg verlief 247 Jahre lang (1672-1919) eine Landesgrenze, die die altenburgische (ab 1826 meiningische) Herrschaft von der weimarischen trennte. Die hier ansässigen Menschen mussten sich immer wieder auf wechselnde Obrigkeiten einstellen. Wenn die Kleinstaaterei etwas Gutes hatte, dann war es die Förderung von Kultur und Bildung durch die meisten der regierenden Herzöge. Da die Regenten verstanden hatten, dass ihre kleinen Länder im Deutschen Reich politisch, wirtschaftlich und militärisch unbedeutend waren, gaben sie Kultur und Bildung einen hohen Stellenwert. Dadurch spielten der Weimarer Hof, wie auch die Höfe in Gotha und Meiningen, nicht nur eine führende Rolle in der deutschen Klassik, sondern erlangten eine europaweite Ausstrahlung im 19. Jahrhundert. Die Ideen und Visionen, die in jener Zeit von den Dichtern und Philosophen an den thüringischen Höfen entwickelt wurden, sind in unserem heutigen Denken noch immer präsent.

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